Die Geschichte der Ortschaft Jersleben
Die Ortschaft Jersleben liegt etwa 15 km nördlich von der Landeshauptstadt Magdeburg und 4 km westlich von Wolmirstedt entfernt am Rande von Heide und Börde, zwischen Ohre und Mittellandkanal.
Urkundlich wird Jersleben (Gersleve - Jersleve) erstmalig im Jahre 1144 erwähnt.
Die Gründung des Ortes vollzog sich etwa im 5. Jahrhundert und der Ortsname mit der Endung leben läßt darauf schließen, daß der Ort von den Warnen, einem germanischen Volksstamm, gegründet wurde. Der Name Jersleben jedoch von einem adligen Geschlecht derer von Jersleve entstammt. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte laut Danneil im Jahre 1144.
Im 30 jährigen Krieg hatten die Bewohner Jerslebens sehr unter den Plünderungen der französischen Soldaten zu leiden. Großes Leid widerfuhr ihnen auch in den Jahren 1660 und 1835, als bei einem Großfeuer dreiviertel des Dorfes vernichtet wurden. Durch diese Wirrnisse wurde auch die Kirche des Ortes so in Mitleidenschaft gezogen, daß im Jahre 1892/93 eine neue gebaut werden mußte, die dann am 17 September 1893 vom Ortspfarrer, Pastor Dr. Danneil, mit einem Festgottesdienst eingeweiht wurde.
Ab 1890 ist in Jersleben eine erhöhte Bautätigkeit festzustellen. Betrug die Zahl der Wohnhäuser bis zu diesem Zeitpunkt 56, so stieg sie bis heute auf 121.
Typisch für Jersleben sind auch die beiden Wassermühlen, die beiden ältesten Gebäude im Ort. Die Herrenmühle, welche sich heute wieder in privaten Händen befindet und mit viel Liebe wieder aufgebaut wird und die Mittelmühle, die den Einwohnern im Jahre 1905 eine begrüßenswerte "Erleuchtung", den elektrischen Strom, brachte.
Die Gemeinde Jersleben war aber auch ein Dorf der Genossenschaften, in denen viele Einwohner Arbeit und Brot fanden.
So gab es Anfang des Jahrhunderts eine Molkereigenossenschaft und eine Kartoffeltrockenfabrik. Weiter entstanden die Meliorationsgenossenschaft, die Schlepper- und Dreschgemeinschaft. 1957 wurde die LPG "Aufbau" Jersleben gegründet.
Die wichtigsten Betriebe in der Gemeinde Jersleben waren bis 1990
- die LPG Tierproduktion Gutenswegen Milchviehanlage
- und die LPG Pflanzenproduktion Dahlenwarsleben,
- die aber im Zuge der Umprofilierung zur Marktwirtschaft in Jersleben aufgelöst wurden.
Waren in Jersleben vor November 1989 vier Handwerksbetriebe, so sind in den Jahren danach sieben neue Firmengründungen hinzugekommen.
Das Landschaftsbild südlich des Dorfes veränderte sein Gesicht in den Jahren 1928 - 1935 durch den Bau des Mittellandkanals. Das Erdreich zum Aufschütten der Kanalwälle wurde dem ostwärts der alten Straßenverbindung Jersleben - Meitzendorf gelegenen Gelände entnommen. Leistungsstarke Bagger buddelten hier ein riesiges "Loch" aus, mit einer Wasserfläche von ca. 40 ha, der heutige Jersleber See entstand.
In den letzten 3 Jahrzehnten entwickelte sich hier das Naherholungsgebiet "Jersleber See", welches seither jährlich viele Menschen anzieht und den kleinen Ort Jersleben weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht hat.
Von den vielen Vereinen und Kulturgruppen, die es einmal in Jersleben gab, ist leider nur noch der im Jahre 1919 gegründete Fußballverein übriggeblieben. Der Fußballverein spielte im Sport ständig eine herausragende Rolle. Die Freiwillige Feuerwehr hat ihren Sitz im ehemaligen Fabrikgebäüde der Kartoggelflockenfabrik, dass nach der Wende mit Fördergeldern zum kulturellen Zentrum, dem Bürgerhaus "Flocke" umgebaut wurde.
Einen großen Aufschwung erlebte die Volkssolidarität Jerslebens, der zur Zeit 92 Mitglieder angehören. Dort kümmert man sich um die Belange der älteren Menschen, macht mit ihnen Fahrten und veranstaltet monatlich einen Rentnertreff.